Warum sich eine Zeitreise jetzt in Rüthen für Schüler ausgezahlt hat

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Tageszeitung „Der Patriot“ vom 24.09.2023 / Laura Otten

„Haus Buuck – Leben und Wohnen in einem Hökerhaus im 17. Jahrhundert“. Über dieses Thema haben 14 Schülerinnen und Schüler des Friedrich-Spee-Gymnasiums einen Beitrag für den bundesweiten Geschichtswettbewerb „Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte“ erstellt. Und die Mühe hat sich gelohnt: Die Truppe hat sich einen Landessieg gesichert. Jetzt geht es eine Runde weiter auf Bundesebene.

„Unser Beitrag ist im Vergleich zu den anderen schon ein bisschen anders, was Besonderes. Ich glaube unsere Chancen stehen nicht schlecht“, sagt Finn Mendelin, der am FSG in die neunte Klasse geht und mit an dem Projekt beteiligt ist. Gewissheit, ob die Rüthener Schülerinnen und Schüler auch bundesweit einen Preis abräumen, gibt es erst im November. Bis dahin sind die Haus-Buuck-Experten aber auch mit dem Landessieg in Höhe von 500 Euro sehr zufrieden – und vor allem stolz. Zur Preisverleihung waren sie extra nach Bonn zum Haus der Geschichte angereist.

Hinter dem 25-minütigen Filmprojekt steckt eine Menge Arbeit, wie Tutorin Monika Pickmeier, die das Projekt betreut, erzählt. „Wir haben relativ lang nach einem Thema gesucht“, sagt sie. Und dann hinterher an die Informationen zu gelangen, stellte sich als garnicht so einfach heraus. Mit der Hilfe des Stadtarchivs, des Stadtführers Martin Krüper und auch des Haarmännchens Theodor Fromme waren die ersten Schritte getan – jedoch stellte sich schnell heraus, dass es schwierig werden würde, an weitere Informationen aus dem 17. Jahrhundert zu kommen. „Es gibt ja zum Beispiel keine Zeitzeugen mehr“, sagt Pickmeier. Gut, dass die Schülerinnen und Schüler mit viel Engagement bei der Sache sind. „Mein Onkel arbeitet im LWL-Archiv“, erzählt etwa Jonathan Franke. Er nutzt die Verbindung und wird tatsächlich fündig: Die Gruppe ist um einige Grundrisszeichnungen und Fotografien reicher. „Es war spannend, in die Geschichte einzutauchen. Sie quasi hautnah mitzuerleben, durch das enge Haus zu laufen. Das war wie eine Zeitreise“, sagt Finn. „Es gab aber auch mal langweilige Abschnitte. Ich habe zum Beispiel den Filmeinstieg über Rüthen recherchiert – das wusste man alles schon“, gibt Leonard Reiter derweil zu bedenken. Neben der Recherche stand aber auch der Filmdreh auf dem Plan: Bei Aufnahme, Ton und Schnitt musste alles sitzen. Bei der Filmpremiere im Mai, die – wie sollte es auch anders sein – im Haus Buuck stattgefunden hat, war die Nervosität entsprechend groß. Aber die Schüler waren zufrieden: „Es war schön zu sehen, dass er gut angekommen ist. Vor allem, weil ich zwei Nächte durchgemacht hab, um zu schneiden“, sagt Jonathan.

Das Haus Buuck wurde 1609 durch den Kaufmann Caspar Buuck erbaut und als sogenanntes Hökerhaus genutzt. „Das Hökerhaus war der damalige Supermarkt. Es hatte mehrere Etagen, auf denen man Waren besichtigen konnte, zum Beispiel Korn. Das war ein Tauschgeschäft“, erzählt Kilian Lohkemper. Daher kommt er auch der Begriff „verhökern“. In den darauffolgenden Jahren wechselte das Haus mehrfach den Besitzer, bis es 1984 schließlich in die Denkmalliste eingetragen wurde. 1996 stand das Gebäude dann leer – vorerst das Ende für das geschichtsträchtige Haus. Erst eine Bürgerinitiative aus dem Jahr 2006 wollte es vor dem Verfall bewahren – mit Erfolg. Es wurde umgebaut und 2013 schließlich wieder eröffnet.

Um es einem Zitat aus dem Film der Schülerinnen und Schüler auszudrücken: „Das historische Haus Buuck ist heute ein Zentrum für das Miteinander der Menschen in Rüthen geworden. 1609 als Hökerhaus von Caspar Buuck erbaut, war es schon damals ein wichtiger Ort für die Bewohner Rüthens und im Prinzip auch ein Haus der Begegnung, wenn auch mit wirtschaftlichem Schwerpunkt. Menschen kamen zusammen, genauso wie heute.“

Fotos: LPV Bonn / Claudia Höhne