Tageszeitung „Der Patriot“ vom 14.07.2025 / Marcus Kloer
Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ist nach Aussage der Organisatoren der größte historische Forschungswettbewerb für junge Menschen in Deutschland. Der diesjährige Wettbewerb steht unter dem Thema „Bis hierhin und nicht weiter!? Grenzen in der Geschichte“, laut der Internetseite des Veranstalters haben sich 6720 Kinder und Jugendliche mit 2289 Beiträgen daran beteiligt. Auch das Friedrich-Spee-Gymnasium Rüthen hatte drei Projekte eingereicht (wir berichteten) und freute sich nun über einen erfreulichen Zwischenstand. Auf Landesebene wurde die Rüthener Schule mit zwei Landessiegern (Projekte der Klasse 10 a und einer Gruppe aus der Q2) sowie einem Förderpreis (Q2) ausgezeichnet.
Die Klasse 10 a hatte ihren Film zum Leben von Friedrich Spee „Die Wahrheit stirbt unter der Folter“ noch gekürzt, um ihn auf die maximal zulässige Länge von 30 Minuten zu bringen. „Wir mussten den Text schnell, aber verständlich sprechen“, sagte ein Schüler schmunzelnd im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Ergebnis war eine Punktlandung, weniger als eine Sekunde unter der halben Stunde.
Wesentlich für den Landessieg war aber wohl der abgelieferte Inhalt, der den Namensgeber der Schule in den lokalen Blickpunkt rückt. Zu dem Film wurde entsprechend der Wettbewerbsvorgaben auch ein detaillierter Arbeitsbericht eingereicht, in dem Finn Mendelin und Phil Teutenberg beschreiben, wie sie gearbeitet haben, welche Herausforderungen sich gestellt haben, welche Orte sie besucht und welche Quellen sie verwendet haben. Dabei war es in Nordrhein-Westfalen wohl eine besondere Leistung, mit dem Landessieg ausgezeichnet zu werden. Von den 2.289 Beiträgen wurden 616 aus NRW eingereicht, sagt Lehrerin Monika Pickmeier, die das Projekt betreute. Den zweiten Landessieger schafften Sophie Füser, Lena Weber, Nele Schrewe, Clara Hoffmann und Xenia Brodt aus der Q2. Die Abiturientinnen hatten die Wewelsburg und das KZ Niedershagen als Thema ausgewählt, auch dort wurden moralische und menschliche Grenzen überschritten. Zu der Geschichte der Wewelsburg und des Konzentrationslagers während der NS-Zeit wurden die Schauplätze besucht und Interviews mit der Leiterin des Museums und einem Museumspädagogen geführt. In der Bevölkerung von Wewelsburg ist das Thema bewusst, die Schüler interessierte, wie mit der Geschichte umgegangen wird und wie damals überschrittene Grenzen den Ort in der Gegenwart beeinflussen.
Das Massaker im Arnsberger Wald in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs war das Thema von Greta Kleinehr, Johanna Schmid, Franziska Sander, Sophie Limberg und Heinrich Ising. Die Abiturienten hatten sich besonders mit dem Massaker zwischen Suttrop und Kallenhardt auseinandergesetzt und einen Podcast erstellt, für den sie unter anderem einen Zeitzeugen interviewt hatten, der zur Zeit des Prozesses gegen die Verantwortlichen des Massakers vor dem Landgericht Arnsberg im Jahr 1957 Jurastudent war.
Die relativ milden Urteile lassen ein Verdrängen der NS-Verbrechen vermuten, erkennbar wird aber auch ein Unterschied zwischen der Wahrnehmung in der Bevölkerung und dem Handeln der Politik.
Gemeinsam mit dem Heimatforscher Ansgar Knülle hatte die Gruppe die Gedenkstätte im Wald besucht und Fotos über das Geschehen gesichtet. Das Projekt wurde mit einem Förderpreis-NRW ausgezeichnet.
Die Gruppen fahren nun am 8. September zur Preisverleihung in das Haus der Geschichte nach Bonn, wo auch die Landesbildungsministerin erwartet wird, danach wird von einer Jury der Sieg auf Bundesebene bewertet.
Der Geschichtswettbewerb wird alle zwei Jahre vom Bundespräsidenten und der Körber-Stiftung veranstaltet und möchte junge Menschen zur historischen Spurensuche vor Ort aufrufen, indem er Interesse für die eigene Geschichte weckt, selbstständiges Arbeiten fördert und Verantwortungsbewusstsein stärkt. Die Schüler können zu dem Wettbewerb Projekte einreichen, in denen sie eigene Fragen an ihr Lebensumfeld stellen und sie durch selbstständige historische Recherchen in Archiven, durch Zeitzeugeninterviews oder Expertengespräche beantworten. Auch Fotos, Straßennamen, Tagebücher, Gedenksteine oder historische Gebäude können Hinweise bei der Spurensuche geben.