Mein Name ist Ella Hötte und ich habe das Schuljahr 2024/25 (EF) in den USA, genauer gesagt in Bloomfield, Michigan, verbracht. Bloomfield befindet sich nur eine halbe Autostunde entfernt von Detroit, dem Zuhause der Automobilindustrie. Trotz mancher Vorbehalte zeichnet sich das Oakland County durch eine wunderschöne Umgebung und viel Natur aus. Detroit selbst ist sehr viel mehr als eine Stadt, die man oft nur aufgrund ihrer hohen Kriminalitätsrate kennt, und vor allem ist sie im letzten Jahr eines geworden: mein zweites Zuhause.
Doch fangen wir erst einmal vorne an, nämlich bei der Frage, wie sich mir diese Möglichkeit eigentlich eröffnet hat: Die einmalige Chance, meinen Traum zu verwirklichen, verdanke ich dem Parlamentarischen Patenschafts-Programm (PPP). Das PPP ist ein Vollstipendium des Deutschen Bundestages und des amerikanischen Kongresses und wurde im Jahr 1983 anlässlich des 300. Jahrestages der ersten deutschen Einwanderung nach Amerika erstmalig ins Leben gerufen. Es hat über den kulturellen Austausch hinaus eine Vertiefung der Freundschaft zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland zum Ziel. Jährlich wird in 235 Wahlkreisen jeweils ein Stipendium an Schülerinnen und Schüler vergeben.
Nachdem ich mich beworben hatte, habe ich nicht wirklich geglaubt, dass es klappen könnte, doch hey, manchmal geht Probieren über Studieren. Nach einem recht aufwendigen Auswahlverfahren, darunter auch persönlichen Auswahlgesprächen, wurde ich schlussendlich von dem damaligen Bundestagsabgeordneten des Kreises Soest, Herrn Hans Jürgen Thies, ausgewählt. Die Aufregung war natürlich erst einmal riesengroß, und ein paar Monate später saß ich dann schon im Flieger in mein großes Abenteuer.
In Bloomfield habe ich mit meiner Gastmutter Patty, ihrem American Pitbull Honey und meiner französischen Gastschwester Violette zusammengelebt. Richtig, meine Gastmutter hat zwei Gastschülerinnen aufgenommen, da ihre beiden eigenen Töchter schon ausgezogen sind.
Ich hatte dort die Möglichkeit, eine typisch amerikanische High School zu besuchen (Bloomfield Hills High School) und wortwörtlich den American Dream zu leben. Von vielfältigen Fächern wie Yoga über Keramik bis hin zu meiner Business Class gab es eine wahnsinnig breit gefächerte Auswahl an Kursen, die ich belegen konnte. Obwohl die Schule sehr groß ist (etwa 1600 Schüler*innen), ist das Verhältnis zwischen ihnen und den Lehrern sehr offen und oft fast freundschaftlich. Außerdem habe ich zwei neue Sportarten für mich entdeckt und durfte im Basketball und Tennis-Team der Schule spielen. Der Sport wird in Amerika sehr ernst genommen, jeden Tag praktiziert und ist für die meisten Jugendlichen dort unter der Woche ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags. Dies ist allerdings auch der perfekte Weg, um Leute kennenzulernen und Freundschaften zu knüpfen.
Zudem konnte ich sehr viel reisen, unter anderem zum Grand Canyon, nach New York, Chicago, San Francisco und Washington D.C.. Die Reise nach Washington D.C. ist Teil des Stipendiums und ein Trip, bei dem sich alle Stipendiaten zusammenfinden, um unter anderem im Capitol Hill mit Abgeordneten und Politkern des eigenen Staates zu sprechen. Für mich waren die Tage in D.C. besonders interessant, da ich im November nur wenige Tage nach der Präsidentschaftswahl dort war. Politik ist in den USA ein großes Thema, und auch wenn viele Menschen sehr zurückhaltend mit ihrer Meinung sind, war der Wahlkampf über Wochen und Monate ständig präsent und in den Medien wurde kaum etwas anderes thematisiert. Die USA sind ein sehr vielfältiges Land, mit jeder Menge Abwechslung und mit vielen tollen und offenen Menschen, die ab jetzt ein Teil meines Lebens sind und die ich nicht mehr missen möchte. Hätte mir vor zwei Jahren jemand gesagt, dass ich bald für ein Jahr in den USA leben werde, hätte ich wohl mit dem Kopf geschüttelt.
Heute weiß ich: Es ist wichtig, Träume zu haben, nur dann können sie wahr werden. Dieses Jahr war das beste, was mir passieren konnte!





