Individuelle Förderung im neuen Integrationsraum

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Tageszeitung „Der Patriot“ vom 11.10.2021 / Jill Frenz

Schüler mit unterschiedlichem Förderbedarf können am Friedrich-Spee-Gymnasium im gleichen Raum zusammen lernen. Möglich macht das der sogenannte „Lakritz“-Raum, der verschiedene Bedürfnisse integrieren soll. Judith Kost und Marion Schniedermeier haben sich für die Umsetzung des kreativen Konzepts im Gymnasium eingesetzt.

Noch hat der neu konzipierte Raum im unteren Geschoss der Schule noch keine Tür, die letzten Arbeiten werden hier derzeit noch abgeschlossen.

In den Raumnischen sitzen trotzdem schon Schüler, die konzentriert in Kleingruppen an einer Aufgabenstellung arbeiten. Leonard, Phil und Linus schauen etwa gemeinsam in ein Lehrbuch und beratschlagen die korrekten Lösungen. Was die Gruppen in den anderen Nischen diskutieren, bekommen sie dabei gar nicht mit, denn der Schall wird stark gedämpft und jede Gruppe kann für sich an der jeweiligen Aufgabe arbeiten.

Dieses Raum-im-Raum-Konzept haben sich die Lehrerinnen Judith Kost und Marion Schniedermeier überlegt. Den ehemaligen Religionsraum, der einmal mit dunklem Holz vertäfelt war, haben sie zum hellen Unterrichtsraum für integriertes Lernen umgestaltet.

Schüler individuell integrieren und fördern

Die Schulgemeinschaft hat dem neuen Ort den Namen „Lakritz-Raum“ gegeben. Lakritz, das steht als Abkürzung für die Wörter Lernen, Arbeiten, Kollaborieren, Recherchieren, Integrieren, Treffen und Zusammen.

„In jeder Klasse gibt es Schüler, die in speziellen Bereichen stärker gefördert werden sollten“, sagt Judith Kost. Dabei gehe es sowohl darum, Schwächen auszugleichen, als auch Stärken weiter zu fördern. Nehme man diese Schüler aber aus der Lerngruppe heraus und gebe ihnen gesonderte Aufgaben, würden sie stigmatisiert. Letztlich fühlten sie sich ausgegrenzt, was den Lernerfolg meist erschwere.

„In unserem Lakritz-Raum können jetzt alle Schüler gemeinsam lernen“, berichtet Marion Schniedermeier. Viele kleine Nieschen sind im Raum integriert, Schüler können sich darin individuell ihren verschiedenen Aufgaben widmen und werden so spezifisch gefördert.

„So wird individuelles Arbeiten im Klassenverband möglich“, sagt Judith Kost.

Konzentriertes Lernen dank Raumkonzept

Jedes Unterrichtsfach hat im Lakritz-Raum ein eigenes Regal. „Machen wir etwa gerade Deutschunterricht und ein Schüler hat seine Aufgaben bereits erledigt, darf er sich auch gern ein Buch eines anderen Faches nehmen, um darin zu arbeiten“, erläutert Judith Kost. So lerne jeder Schüler individuell nach Anforderungen und Bedarf.

„Unsere Schüler motiviert diese Art zu lernen“, sagt auch Marion Schniedermeier. Haben sie eine Aufgabe beendet, kämen sie stets selbstständig zur Lehrkraft und fragten nach neuen Anweisungen.

Sogenannte Flüstermöbel, also mit Dämm-Material überzogene Holzbeine, verhindern ein lautes und störendes Stühlerücken und durch das Nischenkonzept ist es im Raum relativ still – obwohl in den Nischen teils angeregt in den Arbeitsgruppen diskutiert wird.

Schüler mit Förderbedarf können sich in ihre eigenen Nischen zurückziehen. Da sie so dennoch im gleichen Raum bleiben, werden sie nicht von der Lerngruppe separiert und fühlen sich weiterhin zugehörig.

Präsentationsflächen und neue Medien

Seit Anfang dieses Schuljahres steht der Raum Lehrkräften und ihren Klassen zur Verfügung. Mit 26 bis 28 Schülern können dort Unterrichtsstunden verbracht werden. Vielerorts sind Präsentationsflächen integriert, an Tafeln oder mit Beamer können Lehrer ihre Inhalte visualisieren oder Schüler ihre Arbeitsergebnisse vorstellen. Auch neue Medien kommen vielfältig zum Einsatz: Schüler können Bluetooth-Kopfhörer nutzen, um sich Texte anzuhören. „Insbesondere im Engischunterricht wird das oft zum Hörverstehen genutzt“, berichtet Marion Schniedermeier. Außerdem können im Raum Tablets für digitales Lernen verwendet werden. Durch QR-Codes können Schüler zudem Informationen, Videos und Podcasts abgrufen oder etwa auf das Material aus den Fachschaften zugreifen.

„Nutzbar ist der Raum auch zur Hausaufgabenbetreuung oder für Projektarbeiten“, sagt Marion Schniedermeier – denn die Nischen eigneten sich optimal für Gruppenarbeiten, so die beiden Lehrerinnen.

Ein Bild vom neuen Raum können sich Interessierte am 6. November während dem Tag der offenen Tür im Gymnasium machen.