Ein Projekt in der EF
Ob Jung oder Alt, Klein oder Groß – wenn in den Monaten Mai bis August die Festumzüge durch die Städte und Dörfer ziehen, ist wieder Schützenfestsaison. Da freuen sich schließlich alle das ganze Jahr drauf. Denn Schützenfest ist weit mehr als nur Marschmusik, Vogelschießen und Festumzüge: Das Schützenfest ist für viele ein Ausdruck gelebter Gemeinschaft, ein kulturelles Ereignis mit teils jahrhundertealten Traditionen.
Doch in einer Zeit des gesellschaftlichen Wandels, dort, wo Tradition auf Moderne trifft, hält das Schützenfest mancherorts auch ein explosives Gemisch bereit – besonders dann, wenn es um die Frage der Geschlechter darum geht, ob Frauen an Schützenfesten eine aktive Rolle spielen sollten und auch teilnehmen dürfen.
In letzter Zeit haben es einige Vereine vor gemacht: Altenmellrich und Suttrop sind vorne mit dabei und auch am vergangenen Wochenende stutzte in Lagenstraße Carina Graf dem Aar die Flügel. Grund genug, damit sich der Kurs Sozialwissenschaften des Friedrich-Spee-Gymnasiums in der EF mit dieser Thematik in einem soziologischen Kurzprojekt vor den Sommerferien auseinandersetze.
In Kleingruppen gingen die Schülerinnen und Schüler nicht nur klassischen Stereotypen des Schützenfestes auf den Grund, sondern hinterfragten auch kritisch alte Rollenbilder und die daraus entstehenden Konflikte. Heraus kamen tolle Präsentationen, Instagram-Kanäle und eine analoge Kommentarspalte im Forum des Friedrich-Spee-Gymnasiums, in der die Mitlernenden in einen kontroversen, demokratischen Austausch treten konnten. Besonders spannend war die kurzfristig entstandene Umfrage zur aktiven Teilhabe des weiblichen Geschlechts im Schützenwesen, die deutlich zeigt, wie stark dieses Thema die Gesellschaft polarisiert:
Während ein Großteil der weiblichen Befragten (ca. 65%) sich klar für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Schützenvereinen aussprach – inklusive der Teilnahme am Schießwettbewerb – zeigten sich die männlichen Befragten zur Form der Gleichberechtigung eher gespalten. 60 Prozent der 218 Befragten wollen am traditionellen Schützenwesen festhalten; andererseits positionierten sich 29 Prozent offen für die Gleichberechtigung von Frauen. Besonders interessant: Wer kein Mitglied in einem Schützenverein war, äußerte sich häufiger für die gleichberechtigte aktive Mitgliedschaft der Frauen.
Fazit: Tradition trifft auf kritisches Denken
Das Projekt hat gezeigt, wie aktuell und relevant gesellschaftliche Fragen auch im scheinbar traditionellen Kontext eines Schützenfestes sein können. Die Schülerinnen und Schüler haben mit ihrem Engagement und ihrer kritischen Haltung bewiesen, dass Schule ein Ort für Demokratiebildung, Meinungsvielfalt und gesellschaftliche Reflexion ist.
Der Kurs bedankt sich bei allen Unterstützenden in Rüthen und freut sich, mit diesem Projekt zur Diskussion über Gleichberechtigung in traditionellen Strukturen beigetragen zu haben.
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