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Premiere

„Spectaculum“ riss bei der Premiere das begeisterte Publikum mit.

v. Twistern berichtet für den "Patriot" von der Premiere (22.10.07)

Der Teufel setzte dem Lehrstück die Krone auf

In Hofmannsthals „Jedermann“ geht es um Glaube, Geld und Freundschaft. „Spectaculum“ riss bei der Premiere das begeisterte Publikum mit

ALTENRÜTHEN Sympathisch ist Jedermann nicht. Er wird es auch dann nicht, als er sich im Angesicht des Todes auf seinen Glauben besinnt. Die Geschichte vom reichen Mann, der den verarmten Nachbarn und seinen Schuldknecht mies behandelt, nur sein Geld und die Buhlschaft liebt, trug „Spectaculum“, die Theatergruppe des Friedrich-Spee-Gymnaisums, am Freitagabend auf die Bretter, die die Welt bedeuten.

Nur standen diese in der Altenrüthener Kirche - eine grandiose Kulisse für das Schauspiel von Hugo von Hofmannsthal. Ist das Stück, das 1911 uraufgeführt wurde, doch angelehnt an die Mysterienspiele des Mittelalters. Und wo würde eine Geschichte, zu deren Hauptfiguren Glaube, gute Werke, der Tod und der Teufel zählen besser gespielt als in einem Gotteshaus?

Niklas Hangebrauk spielte den Jedermann mit Bravour, versah ihn mit dem arrogantem Tonfall und Minenspiel, den die Rolle erfordert. Verzückte Blicke schenkte er seiner Buhlschaft, die Karolina Jagodzinski als liebreizende junge Frau darstellte.

Jedermann feiert ein Fest, die Tischgesellschaft kündigt sich durch lautes Gelächter an. Ein lärmender Haufen betritt die Bühne. Tanzt, trinkt, futtert und singt unbeschwert auf Jedermanns Kosten. Als diesem der Tod (Jan Förster) erscheint, löst sich die Gesellschaft ängstlich auf. Bevor der Tod ihn vor Gottes Gericht bringt, bedingt sich Jedermann aus, einen Gefährten suchen zu dürfen.

Sein guter Gesell (Santo Dainotti), der ihm gerade noch ewige Freundschaft versprochen hat und sich auch sonst dadurch ausgezeichnet hat, Jedermann nach dem Mund zu reden, lässt ihn im Stich. Auch seine Vettern drücken sich galant vor Jedermanns Aufforderung, sie „nach da oben“ zu begleiten.

Ein herrliches Paar gaben Michael Arens als dicker (mit Kissen unter dem Kostüm) und Marian Krüper als dünner Vetter ab - letzterer entfaltete ein umwerfend komisches Talent.

Von allen verlassen beschließt Jedermann, sein Geld, sein „eins und alles auf der Welt“ mit zu nehmen. Doch aus der Schatztruhe springt ihm der Mammon (Joscha Pfeiffer) entgegen. Auch er weigert sich, Jedermann zu begleiten. Da melden sich seine Guten Werke (Sarah Eickhoff) zu Worte. Doch sie ist zu schwach, um Jedermann vor das letzte Gericht zu begleiten. So besinnt er sich auf ihre Schwester, den Glauben: Gemeinsam versprechen sie, Jedermann zu begleiten.

Ende gut, alles gut? Mitnichten. Der Teufel bahnt sich einen Weg auf die Bühne und der Höhepunkt des Stücks beginnt. „Ich komm dich holen, bin zur Stell!“ - doch die guten Werke und der Glaube stellen sich ihm in den Weg und der Teufel tobt. Ein grandioser Timo Petersilie zischt und flucht und zieht Grimassen, dass es eine Freude ist. Doch unverrichteter Dinge muss er von dannen ziehen. Gänsehaut überfällt den Zuschauer schließlich, als Jedermann im Büßerhemd das Vaterunser anstimmt.

Ein sparsames Bühnenbild, das dem barocken Altar nicht die Schau stiehlt und zeitgenössisch angelehnte Kostüme (dickes Lob an die Schneiderin Reinhild Salmen) unterstreichen den Anspruch, „Jedermann“ klassisch zu inszenieren. Die Zuschauer emotional mitzureißen, war Regisseur Hermann Bertling angetreten. Das ist ihm, dem Ensemble und den zahlreichen Helfern im Hintergrund gelungen.

Der Tod (Jan Förster) betritt die Szene. Nur Jedermann (Niklas Hangebrauk) kann ihn hören. Trotzdem ist die Tischgesellschaft entsetzt. Sie verlässt fluchtartig die Szene, genau wie die Buhlschaft (Karolina Jagodzinski) und der gute Gesell (Santo Dainotti).
Auch der Mammon (Joscha Pfeiffer) ist nicht bereit, Jedermann vor das letzte Gericht zu begleiten. Fotos: v. Twistern



Hugo von Hofmannsthal - Jedermann (Vorbericht)

Probenfoto in der Altenrüthener Pfarrkirche Jedermann (Niklas Hangebrauk) mit seiner Buhlschaft (Karolina Jagodzinski), der Tod tritt hinter ihnen heran (Jan Förster).

 

Szenentext zum Bild: 

Jedermann:
Ganz und gar bin ich unbereit
Für solch ein Rechnung legen.
Müsst ich das tun, da käm ich in Not
Auch kenn ich dich nit, was bist du für ein Bot?

Tod:

Ich bin der Tod, (...)

Spectaculum spielt Hofmannsthals „Jedermann“ in der Altenrüthener Pfarrkirche

„Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“

Ein Hauch von Salzburg wird im Oktober in der Altenrüthener Pfarrkirche St. Gervasius und Protasius zu spüren sein, wenn Spectaculum, die Theatergruppe des Friedrich-Spee-Gymnasiums Rüthen, den Theaterklassiker „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal spielt. - 19 Jahre ist es nun her, als „Spectaculum“ seinen größten Erfolg mit dem Stück feiern konnte, nämlich damals als Freilichtaufführung vor dem Alten Rathaus in der Rüthener Innenstadt. -

„Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ heute in einer Kirche zu spielen, sei ein ganz besonderer Reiz, so Regisseur und Leiter der Theatergruppe Studiendirektor Hermann Bertling, der vor zwei Jahren von einer Aufführung im Bamberger Dom dazu inspiriert wurde, diese Idee nach Rüthen zu tragen.

Ebenfalls begeistert von diesem Projekt stimmte der ehemalige Pastor Bernd Mönkebüscher diesem Projekt zu, denn es ist doch wohl das einzige Theaterstück, das aufgrund des Themas überhaupt für das Spiel in einer Kirche geeignet bzw. akzeptabel ist. „Wir sind uns bei der Entwicklung der Inszenierung zu jeder Zeit bewusst, dass wir in einem Gotteshaus spielen werden“, so der Regisseur. Mit großem Elan bereitet sich das aktuelle 40-köpfige Ensemble seit einem Jahr auf die Premiere am 19. Oktober vor, der noch weitere fünf Aufführungen folgen werden. –

„Die Proben zu diesem Stück seien schon jetzt ein Erlebnis, sowohl wegen der Besonderheit des Stückes als auch vom Gruppenerleben her“, so eine begeisterte Schülerin. „Der Hergang ist recht schön und klar“ spricht der Spielansager vor dem Stück, und er meint damit die für „jedermann“ klar verständliche Handlung:

Der Herrgott will über die gottlosen Menschen Gericht halten und ruft den Tod herbei, auf dass er Jedermann vorlade. Der steht im Begriff, für seine Buhlschaft einen Lustgarten zu bauen, hat aber für den armen Nachbarn nur eine spärliche Gabe übrig. Am Abend sitzt er zu Spiel und Schmaus mit seiner Buhlschaft und den Freunden an einer reich gedeckten Tafel, doch er ist schon selbst von bösen Ahnungen erfüllt. Da tritt der Tod hinter seinen Stuhl und heißt ihn, vor Gottes Richterstuhl zu treten. Jedermann erhält eine kurze Frist, in der er sich besinnen solle und sich „gute Begleiter“ für den schweren Gang suchen dürfe; aber jetzt lassen die Freunde ihn im Stich, selbst der Mammon verhöhnt ihn nur als seinen elenden Knecht. – Schließlich folgt Jedermann den beiden Allegorien „Gute Werke“ und „Glaube“ und kann somit getrost sterben, das Böse kann ihn nicht mehr erreichen.

 

Jedermann versucht seine Vettern (Marian Krüper und Michael Arens) dazu zu überreden, die Reise mit ihm ins Jenseits anzutreten.
1988 – Szene in der Freilichtaufführung vor dem Barocken Rathaus in Rüthen - Jedermann (Franz Kaps) mit der Buhlschaft (Radegund Goeßmann), der Tod in der damaligen Inszenierung war Klaus Herting.








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