Mehr Ganztagsschulen in NRW, aber nicht in Rüthen.
RÜTHEN Das Friedrich-Spee-Gymnasium als Ganztagsbetrieb? Eine Möglichkeit, die Schuldirektor Dr. Hans-Günther Bracht (noch) für ziemlich unwahrscheinlich hält. „Wir spüren keinen Druck der Elternschaft“, erklärt er angesichts der Initiative von Schulministerin Barbara Sommer. Sie hatte am Dienstag erklärt, 2009/10 den Ausbau der Gantagsrealschulen und -gymnasien sowie die pädagogische Übermittagsbetreuung voran zu treiben. 175 Millionen Euro werden in 108 Schulen investiert. Chancen rechnet sich Bracht ohnehin nicht aus. „Wenn in den nächsten zwei Jahren je zwei Gymnasien und Reaschulen im Kreis gefördert werden, dann ist Rüthen wohl nicht darunter.“ Ein Ganztagsbetrieb werde vielmehr in den größeren Städten wie Lippstadt oder Soest von den Eltern gewünscht. „Hier im ländlichen Raum ist das private Betreuungsnetz oft noch groß genug. Großeltern oder Nachbarn springen ein, wenn Not am Mann ist.“
Den Trend zur Ganztagsschule sieht Bracht dennoch auf die deutsche Schullandschaft zukommen. Ein bisschen Ganztag gibt es seit 1994 auch am Spee-Gymnasium. Der „lange Mittwoch“ wurde angesichts der Streichung des Samstags als Unterrichtstag eingeführt. Eine Übermittagsbetreuung hat es ursprünglich zwar gegeben, erinnert sich Bracht.
Sie sei aber von den Schülern nur mäßig in Anspruch genommen worden. „Die wollen sich lieber ausruhen, bevor der Unterricht wieder beginnt“, hat der Direktor gelernt. Zur Mittagspause gehört auch der Ausflug zum Dönermann oder zum Supermarkt. Und weil Fast Food einmal in der Woche niemandem schadet, wurde die Essensversorgung von außerhalb wieder abbestellt.
Am Friedrich-Spee-Gymnasium wird also trotz der Offensive der Landesregierung zunächst alles beim Alten bleiben.
Der Patriot vom 17.04.2008
