Liebe Eltern,

 

die Sparmaßnahmen unserer Landesregierung geben uns Schülern zu denken und machen uns Sorgen. Dies ist für uns Anlaß genug, Sie, liebe Eltern, genauer über den Maßnahmenkatalog des Ministeriums für Schule und Weiterbildung zu informieren.

Wir würden uns freuen, wenn Sie und Ihre Bekannten unsere Aktion "Schüler schieben Bildung an" mit Ihrer Unterschrift unterstützen würden, um den Politikern klarzumachen, daß nicht gerade an der Bildung gespart werden darf.

Bitte geben Sie den Unterschriftenzettel Ihrem Kind bis Ende November wieder mit zur Schule (an die SV).

 

Vielen Dank

 

die Schülervertretung Regionale Schülervertretung Münster

 

Diesen Artikel mit Unterschriftenliste haben wir per Email von der RSV erhalten. Zur Information geben wir ihn hier wieder. Die Unterschriftenliste kann ausgedruckt und ausgefüllt werden. (Die Red.)

Die neue Schulpolitik

 

Was kommt auf die Schulen zu?

 

Im Herbst 1991 gab die Landesregierung NRW drei Millionen DM für ein Gutachten des Wirtschaftsunternehmens Kienbaum aus, um feststellen zu können, wo im Bildungsbereich gespart werden kann. Durch verschiedene Maßnahmen werden eigentlich notwendige 9100 Lehrerstellen nicht besetzt.

Aufgrund der angespannten Haushaltssituation hat die Landesregierung 1996 ein "mittelfristiges Konzept zur Sicherung der Unterrichtsversorgung" erlassen:

 

1. Erhöhung der Pflichtstunden der Lehrer ab dem Schuljahr 1997/98

An Gymnasien von 23,5 auf 24,5 und

an Realschulen von 26,5 auf 27 Wochenstunden.

 

2. Zusätzliche Erhöhung der Pflichtstunden (Vorgriffsstunden) für Lehrer im Alter von 30 bis 49 Jahren vom Schuljahr 1998/99 bis 2003/2004

Gymnasium und Realschule: plus eine Stunde

Der Ausgleich für diese Vorgriffsstunden soll 2008 erfolgen.

 

3. Übernahme von Unterricht durch Referendare

Referendare erteilen ab Februar 1998 18 bis 20 Stunden in drei oder vier Schulhalbjahren eigenverantwortlich Unterricht, d. h. ohne Betreuung durch einen Fachlehrer.

 

4. Kürzung der Wochenstunden der Schüler

Gymnasium und Realschule: eine Stunde weniger in der Klasse 5

 

5. Weniger Klassenarbeiten in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 bzw. kürzere Klausuren in den Jahrgangsstufen 11 bis 13

 

 

Was bedeuten diese Maßnahmen konkret für Schüler und Lehrer?

 

Durch die Erhöhung der Pflichtstundenzahl für Lehrer kann sicherlich der Unterricht an Qualität verlieren, aber auch außerschulische Aktivitäten, wie z. B. freiwillige AGs oder Beratungsgespräche bleiben auf der Strecke. Zudem wird die Schüler-Lehrer-Relation weiter verschlechtert (dabei haben wir bereits teilweise eine Klassenstärke von 30 bis 35 Schülern), was den persönlichen und individuellen Kontakt von Schüler und Lehrer nicht unbedingt fördert.

Auch die Übernahme des Unterrichts durch Referendare, die eigenständig versetzungswirksame Noten geben und nicht von Fachlehrern betreut werden, bringt mehr Probleme als Lösungen mit sich. Abgesehen davon nehmen sich Referendare nach Beendigung ihrer Ausbildung ihre eigene Stelle, da die Schulen einen gewissen Grundbedarf mit Referendaren, nicht aber mit ausgebildeten Lehrern decken (müssen).

Die Reduzierung von Klassenarbeiten und Verkürzung der Klausuren wirft für alle Betroffenen große Probleme auf: Gleichbleibende Unterrichtsinhalte werden in weniger Arbeiten und kürzen Klausuren abgeprüft, was sich für viele Schüler äußert schwierig herausstellt. Ein "Ausrutscher" hat dann schwerwiegende Folgen. Außerdem gestaltet sich die Notenfindung durch weniger Anhaltspunkte schwieriger.

Die Kürzung der Wochenstunden ist gerade für Fünftklässler unpassend, denn in der Phase der Eingewöhnung müssen oft außerunterrichtliche Dinge in Schulstunden besprochen werden, für die nun weniger Zeit bleibt. Sogenannte "Verfügungsstunden" fallen weg, worunter der Kontakt von Lehrer und Schüler zu leiden hat.

 

Durch diese Maßnahmen will die Landesregierung 9100 Lehrerstellen und damit Geld sparen. Für uns stellt sich die Frage:

Warum spart man an unserer Bildung, die doch das einzige Kapital ist, das Deutschland im internationalen Wettbewerb einbringen kann?

Was sind wir den Politikern noch wert?

Allein die Tatsache, daß in der heutigen Zeit 3 Millionen DM für ein Gutachten ausgegeben werden, dessen Ergebnis die Einsparung von 9100 Arbeitsplätzen ist, verärgert uns und gibt uns Anlaß zum Protest.

Da die Aktion im Münsterland in einem zu begrenzten Umfeld lief und die Unterschriften dort nur schleppend eintrafen, haben wir beschlossen, unsere Tätigkeit auf das gesamte Land NRW auszuweiten, um möglichst viele Unterschriften zu sammeln und so mit unserem Protest erfolgreich zu sein.