20 Jahre Austausch mit Dereham
35 SchülerInnen zu Gast in den Schulen der Partnerstadt von Rüthen
Ein Jubiläum der besonderen Art konnten deutsche und englische Schüler in
diesen Tagen feiern. So jährte sich zum 20. Mal der Austausch zwischen dem
Friedrich-Spee-Gymnasium und der Northgate und Neatherd High Schools in Dereham,
aus dem später bekanntlich die offizielle Partnerschaft der beiden Städte
hervorgegangen ist. Dabei hatte die Fahrt mit Hindernissen begonnen, als sich die 35 Schüler und
Schülerinnen der Jahrgangsstufen 8 und 9 - ergänzt durch eine Gruppe der
Hauptschule Rüthen - auf den Weg nach England machten. Mit dabei waren auch 6
Oberstufenschüler, die während der Zeit des Austausches in England ein
Berufspraktikum durchführten. Unter der Leitung von Harald Jütte, Geoffrey
Crew und Elvira Schulte-Hötte erreichte man pünktlich den Fährhafen Hoek van
Holland und fand dort ein dramatisches Szenario vor mit Polizeiwagen,
Rettungsfahrzeugen, Hubschraubern und Absperrungen. Kurz zuvor hatte dort ein
bewaffneter Raubüberfall auf eine Bank in der Abfertigungshalle stattgefunden.
Der Überfall war zwar gescheitert, durch die Detonation einiger Sprengsätze
waren aber mehrere Personen verletzt worden. Da der Täter entkommen konnte, mußte
auch die deutsche Gruppe ungewöhnlich strenge Kontrollen über sich ergehen
lassen. Trotzdem waren alle froh, nicht früher in Holland angekommen zu sein. Die Begegnung in England verlief dagegen überaus erfolgreich. Im Dunkeln in
einem fremden Land anzukommen und bei einer unbekannten Familie zu wohnen,
bereitete dem einen oder anderen verständlicherweise anfangs Unbehagen. Dieses
Gefühl wich aber schnell einem berechtigten Stolz, das Englische zu verstehen
und sich in der Fremdsprache ausdrücken zu können. So hieß es bald voller
Freude: "Ich denke auch schon auf Englisch." Offensichtlich hatte es
sich gelohnt, 3 oder 4 Jahre englische Vokabeln zu "büffeln". Zum
Erfolg der Fahrt trug auch das ausgewogene Programm bei. Neben dem Besuch in der
Schule wurden Ausflüge nach Norwich, in die berühmte Universitätsstadt
Cambridge und - als besonderes "Highlight" - nach London unternommen.
Aber auch für persönliche Begegnungen blieb genügend Raum, z. B. beim
gemeinsamen Rollschuhlaufen mit den Partnern oder bei Interviews mit Passanten
in Dereham. Hier waren die Schüler gleichermaßen angetan von ihren
sprachlichen Erfolgen und von der Freundlichkeit der Menschen. Als die Gruppe nach 9 unvergeßlichen Tagen wieder zurückkam, blieb jedoch
nur wenig Zeit, die vielfältigen Eindrücke der Fahrt zu verarbeiten und sich
wieder auf den Schulalltag umzustellen. Denn wenige Tage später trafen bereits
ihre englischen Partner in Rüthen ein. Auch für die englischen Gäste war ein
umfangreiches Programm vorbereitet worden, nachdem sie offiziell durch die
Schulleitung und im Rathaus durch Bürgermeister Gockel begrüßt worden waren.
Höhepunkt des Programms war zweifellos ein Besuch in Gerblingerode bei
Duderstadt an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Hier konnten die Schüler
nachvollziehen, was die Teilung Deutschlands und somit auch Mitteleuropas
bedeutet haben muß. Sie konnten aber auch erahnen, was eine andere Gruppe ihrer
Schulen 9 Jahre zuvor erlebt hatte, die zufällig genau am Tag der Öffnung der
Grenze dort war und das Ereignis hautnah miterleben konnte. Erstmals hatten auch
die Gasteltern in diesem Jahr Gelegenheit, sich zu treffen und auszutauschen.
Gemeinsam mit den Jugendlichen trafen sie sich zum "Kaffeetrinken" im
Jugendzentrum in Rüthen. Am Ende waren sich alle Beteiligten einig, daß auch
die 20. Neuauflage des Austausches mit England ein großer Erfolg war mit
unvergeßlichen Eindrücken und großen sprachlichen Bereicherungen.
Harald Jütte