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Rüthen. Wer sich der landläufigen Meinung anschließt, Kinder und Jugendliche unterlägen willenlos der Berieselung durch moderne Medien wie Film, Fernsehen und Computerspiel, muss sich bei einem Blick ins „Eselsohr“ des Friedrich-Spee-Gymnasium eines Besseren belehren lassen. Hier scheint die Welt - weit weg von Pisa-Vorwürfen - in Ordnung zu sein, denn in allen Pausen und auch z. T. im Rahmen von Deutschstunden herrscht dort rege Betriebsamkeit, und das nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt. - „Vor 15 Jahren hatten wir von der Fachschaft Deutsch begonnen, konsequent die existierende Unter- und Mittelstufenbibliothek neu aufzubauen, wir tauften sie schon damals liebevoll ‚Eselsohr’“, erinnert sich der Fachvorsitzende, Studiendirektor Hermann Bertling. „Vor allen Dingen liegt es uns bei unserer Leseförderung am Herzen, die jungen Leser von Beginn an aufzubauen und etwaige „Nichtleser“ zu motivieren.“ – „Zudem haben in den vergangenen zwei Jahren die Besuche der beiden renommierten Jugendbuchautoren, Klaus Kordon und Tilmann Röhrig, bei den Leseratten des ‚Eselsohrs’ großen Anklang gefunden.“
Am Anfang sei es nicht leicht gewesen, die Schüler/Schülerinnen zu interessieren, weil es an allen Ecken und Kanten gefehlt habe, insbesondere finanziell. Bücher seien eben nun einmal ungeheuer teuer, und eine Jugendbibliothek müsse sowohl gängige Bestseller als auch beliebte Klassiker mehrfach zur Verfügung stellen können, um attraktiv zu sein; so sind heute beispielsweise alle Harry Potter-Bände mindestens fünfmal vorhanden. Zudem unterhält die Bibliothek auch noch eine Buchecke in englischer Sprache. Aber auch im Präsenzbereich hat sich das „Eselsohr“ enorm entwickelt, für alle Fachbereiche gibt es neben den üblichen „Wissensbüchern“ Nachschlagewerke, neben Lexika vieler Couleur konnte im letzten Jahr sogar eine komplette Brockhaus-Enzyklopädie angeschafft werden.
Heute besitzt die Bibliothek ca. 3.000 Bücher, in denen es sich lohnt zu stöbern. Laut einer genau geführten Statistik lassen sich durchschnittlich im Jahr um 2.600 Ausleihen nachweisen. Das Leitungsteam mit Dale Komander und Hermann Bertling ist stolz darauf, auch finanziell die Sache im Griff zu haben, denn es liegt ja nahe, dass die beiden Theatergruppen „Understudies“ und „Spectaculum“ schon seit Mitte der neunziger Jahre Patenschaften für das „Eselsohr“ pflegen. Mit Sammlungen bei Theateraufführungen, zusätzlichen Aktionen neben dem üblichen Etat von der Schule lässt sich doch einiges anschaffen und Instand halten.
Der tägliche Betrieb wird von einem mehrköpfigen Bibliothekarteam bewältigt, und noch mit der klassischen Ausleihkarte. Die Schüler/innen sollen nämlich aus pädagogischen Erwägungen im direkten Umgang hautnah „dabei sein“, obgleich mit dem Computer verwaltet wird, d.h. Signatur und Ausleihkarte eines jeden Buches ausgedruckt werden kann. – „Es macht mir unglaublich Spaß!“ so eine Schülerin, die sich schon seit zwei Jahren als Bibliothekarin engagiert.
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