Weimar - mehr als ein Ausflug

Rüthen. Für die gesamte Jahrgangsstufe 12 des Rüthener Spee-Gymnasiums und den 18 Schülern/innen vom Warsteiner Gymnasium, die dem Kooperations-Leistungskurs Deutsch Rüthen/Warstein angehören, galt es am  letzten Wochenende in Weimar vor Ort zu erfahren, was sie in diesem Schuljahr zum Thema Weimarer Klassik gelernt hatten. Im Mittelpunkt stand natürlich der „Dichterfürst“  Goethe, auf dessen Spuren man auch dem anderen großen Dichter der Klassik begegnete, nämlich Friedrich Schiller. – Im  Rahmen dieser Wochenend-Exkursion, auf der die Unterprimaner auch die Gedenkstätte Buchenwald besuchten,  erlebten sie im Deutschen Nationaltheater in Weimar die bereits seit zwei Jahren laufende Erfolgs-Inszenierung von Goethes "Faust - Der Tragödie erster Teil" mit. Überrascht und äußerst kritisch zeigten sich die Schüler gegenüber dieser modernen Inszenierung, die für sie jegliche traditionelle und werkimmanente Konzeption vermissen ließ. „Es ging wohl mehr darum, dem Theaterdirektor mit seiner kommerziellen Gesinnung aus dem „Vorspiel“ gerecht zu werden“, so eine Schülerin spontan.      

Intensiv vorbereitet fuhren die Schülerinnen und Schüler der Grund- und Leistungskurse Deutsch der Jahrgangsstufe 12 unter der Leitung von Rosel Biene-Mollenhauer, Werner Hartmann und Hermann Bertling nach Weimar, um im Rahmen eines Goethe-Projektes an historischem Ort drei Tage lang Literatur zu erleben und nachzuvollziehen.   Nachdem im Unterricht bereits "Die Leiden des jungen Werthers" im letzten Semester behandelt worden war, steht die "Faust I"-Analyse aktuell im unterrichtlichen Mittelpunkt. U. a. ein Schülerreferat zu der Recherche "Christiane und Goethe" von Sigrid Damm bereitete Verständnis für das Leben Goethes in Weimar vor, so dass  die Schüler/innen  bei der literarischen Stadtführung und der Besichtigung des Goethe- und auch des Schiller-Wohnhauses in Weimar mit dieser Grundlage ihren  Wissensstand bestätigen und - nach eigenen Aussagen - enorm bereichern konnten.

Abschließend stellten sich die Schüler/innen bei einem zweieinhalbstündigen Besuch der Gedenkstätte Buchenwald der schrecklichen Realität jüngster Deutscher Geschichte: Unerträglich der Gedanke, dass in unserem „Land der Dichter und Denker“ dieser unbegreifliche nationalsozialistische Wahnwitz wüten konnte. - Mitten im Kernlager Buchenwald verweist der Stumpf  der „Goetheeiche“ auf das beliebte Ausflugsziel der Weimarer Klassiker. Dieser Baumstumpf erinnert heute aber auch insbesondere daran, mit welcher Skrupellosigkeit die Nazis deutsches Kulturgut für sich vereinnahmten bzw. missbrauchten. – Gerade dieser Aspekt und dazu die schrecklichen Ereignisse aus psychologischer Perspektive beschäftigen die Unterprimaner im Moment wohl am stärksten, denn jeglicher Versuch, im nachbereitenden Unterricht wieder zum literarischen Grundthema zurückzukehren, fällt sehr schwer.          

 

                                                                                                  Hermann Bertling

                                                                       
Bild oben links: Rüthener und Warsteiner Unterprimaner vor dem Goethe-Schiller-Denkmal, das zum 100. Geburtstag von Herzog Carl August am 4. September 1857 eingeweiht wurde. Im Hintergrund das Deutsche Nationaltheater. 

Bild unten rechts:  Eine kleine Gruppe am Shakespeare-Denkmal an der Ilm. Goethe und Schiller verehrten den englischen Dichter.