Der Patriot berichtet am 03.12.2003
Über 1 000 Schüler, Eltern und Lehrer zeigten Solidarität

Schweigemarsch für Toleranz führte durch die Innenstadt. Kundgebung auf dem Marktplatz. Teilnehmer aus den Nachbarstädten. Organisatoren zufrieden

RÜTHEN. "Wir wollen friedlich zusammen leben. Hier in Rüthen und überall." Auf türkisch, russisch, polnisch, albanisch und nigerianisch sprachen gestern Schüler der Maximilian-Kolbe-Schule diesen Satz auf dem Rüthener Marktplatz. Über 1000 Teilnehmer der Hauptschule und des Friedrich-Spee-Gymnasiums applaudierten den Rednern. Für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit waren Schüler, Eltern, Lehrer und Vertreter verschiedener Gruppen auf die Straße gegangen - und als Zeichen der Solidarität gegenüber dem amerikanischen Austauschschüler, der am Montag vergangener Woche Opfer eines ausländerfeindlichen Überfalls geworden war.

Nicht nur Mitglieder der weiterführenden Schulen in Rüthen zeigten Flagge: Vertreter der Realschule Belecke, des Warsteiner Gymnasiums, der Lippeschule, Lehrer der Nikolaus-Grundschule sowie Mitglieder der INI, des Kinderschutzbundes und der Initiative gegen Hass und Gewalt fanden den Weg zum Protestmarsch.

"Haben wir weggeguckt? Ist unser Nichteingreifen als falsche Unterstützung missverstanden worden?", fragte Hans-Josef Wessel, Leiter der Hauptschule, die Protestierenden. Der Schweigemarsch würde nur ein äußeres Zeichen bleiben, wenn die innere Anteilnahme fehle, warnte er. "Wir müssen Interesse an den Jugendlichen mit ihren Ecken und Kanten zeigen - das ist es, was sie vermissen", so Wessel. Viele Menschen in Rüthen hätten durch ihren Protest Schritte getan, um die Welt ein bisschen zu verbessern.

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"Bevölkerung stolz  auf ihre Schulen"

Marius Loppenberg, Schülersprecher des Gymnasiums, freute sich über die hohe Beteiligung. Statt Worte ließ er Musik erklingen: "Schrei nach Liebe" von den "Ärzten" tönte über den Marktplatz.

Drei Fragen zu Rassismus, seiner Entstehung und Möglichkeiten, ihm zu begegnen zitierte Margot Hesper als Vertreterin der Eltern. Es gelte, seine Vorurteile abzubauen und die Achtung vor der menschlichen Würde zu erlernen.

"Ich bin sicher, dass die Rüthener Bevölkerung stolz auf ihre Schulen sein wird", erklärte der Leiter des Friedrich-Spee-Gymnasiums, Dr. Hans-Günter Bracht. Er dankte zum Abschluss der Kundgebung, dass ein Zeichen gesetzt wurde.

Das Opfer des Überfalls nahm ebenfalls am Schweigemarsch teil. Seiner Familie werden die Unterschriften der Schüler beider Schulen geschickt, um ihnen ihre Solidarität zu bekunden. Ob der 18-Jährige weiter in Rüthen bleiben darf, wird seine Austauschorganisation jedoch noch entscheiden.

Am Rande der Kundgebung zeigten sich Teilnehmer zufrieden. "Es ist gut, dass so offen mit der Thematik umgegangen wird", meinte ein Vater. "Es wäre schön, wenn der junge Mann dies in die USA mitnimmt". Zufrieden war auch Gyso von Bonin, Vorsitzender der Elternpflegschaft im Gymnasium - allerdings nicht vollständig. Es sei auffällig, dass vom Bürgermeister noch keine Stellungnahme abgegeben wurde. Dr. Bracht versicherte an die gleiche Adresse, dass der durch die Kundgebung ausgefallene Unterricht nachgeholt werde, nachdem lediglich diese Sorge im Rathaus laut geworden sei.


fred