Libretto zum Konzert „Unterhaltendes aus Mittelalter und Moderne“Anne Klaus und Wiebke SchulenbergTEIL I (Mittelalter)
(Orchester)
Tourdion Anonymus arr. Nicholas Hare
Primo vere >in der
Taverne< Ludowig betritt die Taverne; anwesend: Wirt, Bedienung, Bauer, Soldat, Mönch, Magd, HandwerkerLudowig:
Wo sind sie?! Bauer (steht
auf): Schaut mal,
der Ludowig ist wieder da! Bedienung:
Unser Ludowig! Wir haben dich ja schon ewig nicht mehr
gesehen. Magd:
In welchem Land bist du diesmal angekommen? Erzähl uns von deiner
abenteuerlichen Reise! Wirt:
Komm Junge, setz dich erstmal und trink ´was! Ludowig:
Vielleicht später, aber jetzt geht doch mit nach draußen!
Da sind alle Leute! Uf dem Anger wird getanzt und
gesungen, kommt schnell! Wirt:
Jo, das is ne schöne Idee. Alle gehen Richtung Bühne 2 >Bühne 2< Tanz und Gesang “Der Winter ist vergangen”
(11er) Fürst Wizlaw von Rügen: “Es grünen frisch die
Wiesen” Worte nach dem Niederdeutschen Rochus von
Liliencron Einige Akrobaten befinden sich auch auf Bühne 2 und betrachten den Tanz. Gegen Ende beginnen die Akrobaten mit ihren Kunststücken und ziehen durch die Gänge im Publikum Richtung Bühne 1 >Bühne1< Trampolin
(Orchester) “Danserye” Tylman Susato (c. 1500-
c. 1561) Zuschauer feuern Artisten an. Ludowig
(schwärmerisch): Hier in Rüthen ist der Frühling immer noch am schönsten!
Wie sehr hab ich das vermisst! >Bühne
2< Tanz “La Rotta” (11er mit Bändern) Handwerker:
Zu schade, dass nicht immer Frühling sein kann! Wer hat da nicht
Lust, das Tanzbein zu schwingen? Handwerker
packt die Magd und wirbelt sie singend herum. Ludowig:
Detlef, du Wüstling! Wie immer kein Benehmen! Auf der Burg hättest
du keine Chance bei den Burgfrolleins. Magd
hört auf zu tanzen und wendet sich Ludowig zu, Bedienung ebenso. Bedienung (zupft an ihrem Rock): Was verstehst
du denn davon? Du hast doch noch nie ein Burgfräulein gesehen. Ludowig:
Doch ! Als ich auf meiner Reise mit meiner Fiedel durch´s Land zog,
kam ich an eine große Burg, und der Herzog erlaubte mir während der
Feierlichkeiten zu einem Ritterturnier zum Tanz zu spielen. Da hab ich
jede Menge Burgfrolleins gesehen... Magd (unterbricht):
Und?...Sind sie schön? Ludowig:
Wunderschön und wie anmutig sie tanzen können! Ludowig
versucht tanzendes Burgfäulein nachzuahmen. >Bühne 1< Tanz: Brandle (13er in höfischen Kleidern) Branle I – ronde – Branle IIaufgezeichnet nach Pierre Attaingnant und
Tylman Susato Während
des Tanzes gehen Ludowig und Begleiter zurück in die Taverne. >Taverne< Bedienung:
Hast du denn auch einen richtigen Ritter getroffen? Ludowig:
Komm pass ma´ auf! Das hab ich doch schon erzählt. So viele Ritter
wie auf dem Turnier hab ich noch nie gesehen. Die ganze Hütte war
quasi voll davon...und da hört man die tollsten Geschichten! Magd:
Nun erzähl schon, wir sind doch so gespannt! Ludowig:
Ja gut, die Geschichte geht so... Musik
beginnt. >Bühne 1< (Unterstufenchor) “Ritter Kunibert” Frank Wulff-Raven arr. “Freddy-Band” nach “Lieder und Geschichten mit der Maus” >Taverne< Ludowig:
Jaja, so war das. Nonnen
betreten die Taverne. Mönch:
Wen sehen hier meine Augen? Grüß Sie Gott, Sr. Perpetua und Sr.
Felizitas. Sie haben sich sicherlich wegen des neuen Weines für das
Kirchweihfest bemüht. Dieser ist leider noch nicht da, aber der Wirt
glaubt, dass Vinzent, der Weinhändler, bald schon kommen wird! Nur heute
gibt es den gebgratenen Schwan und den Braten verpaßt Vinzent nie! Setzen
Sie sich doch zu uns! Nonnen
setzen sich an den Wirtstisch. Handwerker: (Hand
vorm Mund haltend) Ludowig,
die beiden können von so einer Liebesgeschichte, die du uns erzählt hast,
nur träumen...so langweilig wie die manchmal scheinen. Neulich bin ich in
unserer Klosterkirche während des Singens fast eingeschlafen! Ludowig:
Wenn du wüsstest, was ich
über Nonnen und ihre Gesänge geträumt hab. Zuerst schien alles normal zu
laufen: Gregorianischer Choral“Amen” Nonnen
und Chor ziehen singend herein. (Nonnen und Frauenstimmen Oberstufenchor) “Hail
Holy Queen” aus
“Sister Act”, Klavier: Matthias Wiedermann Magd
(verträumt):
Ach Ludowig, wenn bei uns in der Kirche nur so viel los wäre!
Erzähl uns noch mehr von deinem Traum! Ludowig:
Die himmlischen Klänge der Nonnen hörten sich ganz und gar nicht
mehr an wie wir es aus der Messe gewohnt sind. O-Mann-o-Mann, da war ganz
schön Leben in der Bude!.Hört zu! “I
will follow him” aus “Sister Act”
AuszugLudowig:
So! Ursula, bring mir erstmal einen Wein! Bedienung:
Gedulde dich! Ich hab schon den Weinhändler ins Dorf kommen
sehen. Mönch:
Da kommt er schon, ich seh´s von hier!
WeinhändlerVinzent
betritt die Taverne.
Weinhändler:
Seid gegrüßt! Ist hier die Taverne “Zum Wilden Schwan”? Die Gäste
begrüßen laut und erfreut den Weinhändler
Alle:
Guten Tag, Herr Vinzent. Gibt es wieder guten Wein? Wirt:
Hier bist du richtig, mein Freund. Wir warten schon! Weinhändler:
Ich habe euch den besten Wein aus Italien mitgebracht Stoßen mit Wein
an. “Lob auf den Wein” (Text: Bache bene venies"
(Cod. bur. 200), Arrangement: Freddy-Band) Christina
kommt mit verwirrtem Gesichtsausdruck in die Taverne, Magd läuft ihr
entgegen. Christina:
Ja, Ja, singt nur laut: “Sich
dem Manne fügen” Magd:
Ach mein Kind, was ist mit dir geschehen. Sag doch, geht es dir
nicht gut? Christina:
Der Meinolf, dieser Grobian, hat... Magd:
Hat was? Du meinst doch nicht etwa...? Christina
nickt schluchzend. Magd:
Männer sind manchmal Poeten, wenn sie uns kriegen wollen und
manchmal ...” Weinhändler:
Angela hat schöne Beine! So wie keine! (lacht
laut)
Oder soll ich sofort unter den Rock kucken? Magd:
Christina, achte nicht darauf! Was ist also passiert? Christina:
Weh und Ach! Verflucht sollen die Linden sein, die am Wege
stehen! (wendet
sich zum Publikum und singt ihre Geschichte)
“
Ich was ein chint so wolgetan” Pastourelle (Cod. Bur. 185)
Zuhörer in der Taverne
lauschen interessiert dem Gesang und kommentieren, Christina geht aus der
Taverne
>Taverne< Gregor (Walter):
So, ich bin müde; mir reicht´s für heute. Es war schön dich mal
wieder getroffen zu haben, Ludowig. Ich muss früh aufstehen, weil ich
morgen mit dem Kreuzzug Richtung Palästina aufbreche. Die nächste
Wallfahrt wartet schon mit neuen Abenteuern. Ludowig:
Wie schade Walter von der Vogelweide, dass wir uns nur so kurz
gesehen haben! Walter
von der Vogelweide verlässt die Tavern, trifft draußen Christina. >Bühne 2< Christina:
Du willst schon gehen? Der gebratene Schwan wird doch erst noch
aufgetragen. Gregor:
Leider ja! Morgen werde ich die Reise nach Jerusalem antreten, ins
Land unseres Herrn. Die
beiden gehen spazieren, Gregor beginnt zu singen.
Palästinalied, Walter von der Vogelweide
(1228)
>Taverne< Handwerker: So, länger kann ich nun wirklich
nicht still sitzen. Lasst uns singen!
“In
Taberna”, Carmina burana 196
Alle
singen und tanzen auf Tischen und Bänken, drinnen und draußen.
Wirt: Nun, Ludowig, wohin willst du jetzt ziehen? Oder denkst du auch mal daran eine Weile bei uns in Rüthen zu bleiben? Ludowig: Nein,
mich zieht es in die Ferne, auch wenn ich weiß, dass ich euch
vermissen werde. Ich will nach Spanien gehen, denn dort soll es jemanden geben, der vorhat, mit dem Schiff nach Indien zusegeln. Angeblich soll er gesagt haben, die Welt sei doch keine Scheibe, sondern kugelrund. Stellt euch das nur vor! Was da für eine völlig neue Welt auf mich wartet! Mönch: Mein Sohn, Gott segne Dich auf deinen Wegen! Bauer: Ludowig, wir gehen bis zum Anger mit Dir!
“Conquest of Paradise” Vangelis, arr. Jan van der Goot (Tutti) Alle gehen aus der Taverne mit Fackeln heraus!
PAUSE
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